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Montag, 3. Mai 2021

Social Media im Wandel

 Social Media im Wandel




Zugegeben, social Media ist beliebt bei Unternehmen. Man erreicht mit relativ geringen Kosten eine vorher definierte Zielgruppe und kann ganze Kampagnen Zielgerecht steuern, Keine Druckkosten, ohne Verzögerung umsetzbar, sofortige messbare Ergebnisse.  

Wir als Fotostudio haben Glück. Unsere Produkte sind Passbilder, Shootings, Fotokurse.  Da haben es andere Unternehmen schon deutlich schwerer. Was mir persönlich aufgefallen ist, wir werden inzwischen überschwemmt mit Werbung. In 5 Posts befinden sich mindestens 2 Werbeanzeigen. Es ist schwierig für uns Verbraucher mit dieser Flut zurecht zu kommen. Es nimmt uns den Spass, bremst uns aus und gerade weil die Werbung mehr als personalisiert ist macht es zumindest mir auch ein wenig Angst was auf diesem Gebiet noch alles möglich ist. 

Ich als Verbraucher / User poste gerne etwas. Mein Leben ist bunt, es gibt viel zu erzählen, Sachen die man gerne teilt haben den Vorteil das sie als Erinnerung wieder auftauchen. Nach vielen Jahren. Bilder von Maisson, meinem damaligen Hund begleiten mich heute fast 12 Jahre später fast täglich. Seit 2009 bin ich bei Facebook. Was damals mit 10-15 Freunden ein sehr kleiner Kreis war ist heute mit mehreren tausend ein unglaublich großer Block geworden. Viele, sehr viele Mensch kenne ich persönlich. Mit einigen davon bin ich seit 10 Jahren Buddy. Das ist schon ein wenig wie Familie. Das Leben eines anderen digital mit zu verfolgen liegt in unserer Neugierde. Unserer Natur. Einer der Gründe warum solche TV Formate sehr erfolgreich sind. 

Was sich für mich jedoch Grundlegend anders geworden ist, ist folgendes. In irgend einer Gruppe wird nach xy gefragt. Kurz darauf findet man zig Antworten. Nicht auf die xy Frage. Nein. Antworten die beleidigen, gestört sind, mit dem Thema nichts zu tun haben oder einfach nur umsonst und alleine dran stehen. Sind wir tatsächlich unfähig geworden auf eine Frage digital, halbanonym eine ehrliche Antwort abzuliefern ?

Natürlich ist es gut wenn jeder eine eigene Meinung hat. Aber diese zu haben und zu vertreten ist ein ganz anderes Thema. Da wird aus einem harmlosen Post eine Hetzkampagne, ein hinterhertragen. Die eigene Meinung wird dem anderen auferlegt ob er diese nun haben will oder nicht. Man kann zu allem geteilter Meinung sein. Was dem einen Schmerzen bereitet ist des anderen Lust. Toleranz ist 2021 kein Fremdwort mehr, aber gleich auszuticken weil jemand fragt wo meine einen guten Salat bestellen kann? Jemanden vorzuhalten wie dumm er ist nach so etwas zu fragen. Den Salat kann man selbst im Garten anbauen. Das ist schliesslich viel billiger und ökologischer kam unter anderm als Antwort. Man sieht was ich damit sagen will. Es ist heute fast unmöglich etwas zu Posten das nicht auf irgendeine Art von Gegenwind stösst. Ich selbst habe manchmal auch zu viel schwarzen Humor. Es macht Spass Dinge nicht immer so ernst zu sehen. Aber hunderte Kommentare die in der Diskussion über einen Salat enden, nein, das gebe ich mir nicht mehr. 

Natürlich gibt es hier auch das Gegenteil. Fragen wie: "Ich habe gehört das man mit einem Teebeutel einen Schwangerschaftstest machen kann. Weiss einer wie das geht ? Wir haben nur Pfefferminztee hier." gehören zum täglichen FB Leben. Die ersten 4 Kommentare von Kevin, Tim, Cickuchicku47 und Boyfromhell  lassen erahnen das es der Fragestellerin ernst ist. Sehr ernst. Kurz darauf kam der Tipp das man einfach auf den Teebeutel zu Pinkeln hat. Verfärbt dieser sich gelblich ist man mit einem überaus intelligentem Kind Schwanger. Wie es weiterging kann man sich denken. Spätestens hier ist es im günstigsten Fall ein kleiner Warnschuss. In weniger günstigen Fällen bezahlt man es mit dem Leben oder der Gesundheit wenn man Antworten auf seine unüberlegten Fragen bekommt die dann mit dem Satz " und dann einfach den Strom einschalten " enden. 

Ich habe es mir abgewöhnt bei den meisten klassischen Themen meine Meinung zu äussern. Dafür ist diese ( wie viele andere auch) viel zu wertvoll als das sie kastriert und durch den Kakao gezogen wird. 
Ich denke der Augenblick in dem man merkt das es nicht nur Unmengen Zeit kostet sondern auch zur Belastung wird ist ein guter Zeitpunkt um Resümee zu ziehen. Was hab ich damals Zeit vergeudet nur um auf irgendwelche Kommentare einzugehen. Zeit die mir wichtig geworden ist. Zu begreifen das es um "unbedingt" recht bekommen geht, um Aufmerksamkeit um Hass. Es geht nicht darum was mir gut tut, es geht darum was andere für mich richtig halten. Nämlich ihr Ding. Ausschließlich Ihr Ding. Wen Ihr nicht bei Facebook seid und dass hier liest so kennt Ihr das bestimmt auch vom realen Leben. 

Anders als bei der digitalen Welt wird es da schon bedeutend schwieriger " einfach "nicht  darauf zu reagieren. Es kostet Genau so viel Energie und Kraft sein "Ding " zu machen. Der Unterschied liegt wohl daran das es die Mühe Wert ist. Gerade im realen Leben ist es um ein vielfaches gefährlicher nicht sein Ding zu machen nur weil es anderen nicht passt. Wir alle sind da sehr viel schneller in einem Strudel gefangen als wir es uns denken. Rücksichtnahme ja, Toleranz ja, den anderen sein Lebensruder in die Hand zu drücken nein. Wir Menschen machen das manchmal gerne. Loslassen. Sobald wir das tun laufen wir Gefahr das uns unser Ruder  weggenommen wird. Glaubt ja nicht das der andere dort hin rudert wo Ihr das wollt. Der rudert mit eurem Schiff in sein Meer. 

Wir Menschen schauen immer in den Himmel wenn wir nach Hoffnung suchen.  Meistens ist es dann so das sich die Hoffnung vor das Handeln schiebt. Die Hoffnung in unseren Facebookhimmel ist eine kleine. Viel zu viele Menschen scheinen nicht glücklich mit dem zu sein wie Ihr Leben verläuft. Das sollte nicht unser Handeln bestimmen. Wenn man merkt es tut einem nicht gut bleibt nur übrig es zu lassen. Und das gilt sowohl digital und auch im realen Leben. 

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